Sonja Fröse

Fachautorin für Pflege

Prothesenreiniger statt Powerriegel - Entlastung der Pflegeeinrichtungen durch trendige Start-ups

Prothesenreiniger statt Powerriegel - Entlastung der Pflegeeinrichtungen durch trendige Start-ups

Lebensmittel- und Menülieferdienste

In Berlin schießen neue Einkaufs- und Liefer-Startups nur so aus dem Boden. Auf Fahrrädern fahren meist junge Menschen mit einem großen Rucksack auf dem Rücken durch die Straßen und manchmal scheint es von ihnen nur so zu wimmeln, denn auf fast jeder Straße sehe ich jemanden von Ihnen fahren – das ist allerdings nur in einzelnen Stadtbezirken so. Daneben sehe ich noch orangefarbene Lieferanten (und neuerdings welche in hellblauer Dienstkleidung von einem anderen Unternehmen) ebenfalls auf Fahrrädern oder Rollern, die heiße Mahlzeiten ausliefern.

Daneben gibt es schon länger die Lieferdienste von Supermärkten und Kisten mit Zutaten für spezielle Menüs mit entsprechender Kochanweisung für die gelieferten Lebensmittel.

Da diese Lieferanten übers Internet und entsprechende Apps buchbar sind, sind die Kunden meist nicht das Klientel von ambulanten Kranken- und Pflegediensten. Eigentlich schade, oder? Denn gerade kleinere Restaurants, Anbieter von Mittagstischen und lokale Imbisse, die keinen eigenen Lieferdienst haben, sollen so die Möglichkeit erhalten, ihre Produkte ausliefern lassen zu können. Das wäre eine gute Alternative zu Essen auf Rädern.

Nicht jeder hat Angehörige oder Verwandte, die das Internet nutzen. Um dennoch die Vorteile und Leistungen nutzen zu können, wäre es sinnvoll, wenn der Pflegedienst im Zuge von privaten zusätzlichen Leistungen die Bestellung per App vornehmen könnte. Reguläre oder schwere Einkäufe inklusive Getränke wären eine konkrete Entlastung des hauswirtschaftlichen und pflegerischen Teams.

Könnten Liefer Start-ups nicht doch einen Papier-Bestellschein für Offline-Kunden anbieten? Oder verschiedene Basispakete mit grundlegenden Lebensmitteln und Produkten für den täglichen Bedarf, damit die Bestell-Aufnahme nur einmalig erfolgen muss?

Leider sind die meisten Liefer-Start-ups nur in Großstädten zu finden sind und nicht im ländlichen Gebiet. Sie sind also in weiten Teilen Deutschlands weder Konkurrenz noch Entlastung für Pflegedienste oder andere Anbieter in diesem Geschäftsfeld.

Kommunikationsmöglichkeiten

Schnell mal ein Foto oder eine kleine Nachricht weiterverschicken, per VideoCall telefonieren und gleichzeitig die neue Bluse zeigen oder in der Familiengruppe alle zeitgleich über Neuigkeiten informieren – wäre doch schön, wenn die Großeltern ebenfalls dabei sind, statt Tage später vielleicht davon zu erfahren.

Alleine die passive Nutzung von Nachrichten wäre ein Vorteil zur Stille und Isolation. Durch entsprechende Zoom- und Lautsprechertechnologie können Bilder vergrößert oder kontrastreicher dargestellt und Ton altersentsprechend eingestellt werden.

Lokale Dienstleistungen von Offline zu Online

Viele Anbieter von Apps sehen den Grundgedanken ihrer Leistung darin, Menschen miteinander zu verbinden. Zahlreiche Tausch- und Kontaktbörsen funktionieren nur durch eine möglichst große Anzahl von Nutzern (Usern). Sei es Käufer und Verkäufer, Singles oder Nachbarn. Was diese Apps bisher alle nicht haben, ist ein spezieller „Senioren- oder Pflegebereich“.

Diese große Bevölkerungsgruppe fühlt sich daher nicht angesprochen oder gar vergessen. Dabei sind gerade hier die sozialen Verbindungen und empatisches Verständnis untereinander wichtig. Durch eine Verknüpfung der Online-Angebote an Offline-User könnten neue Kunden gewonnen werden. Vorstellbar wäre eine Tandem-Nutzung oder -Patenschaft von Offline- und Online-Kunden. Ähnlich wie es früher den Quelle- oder Otto-Shop gab, übernimmt ein vertrauensvoller Tandem-Partner die Verknüpfung zwischen Offline-Kunde und Online-Anbieter.

Entsprechende Sicherheitsaspekte und allgemeinen Geschäftsbedingungen, denen zurecht von Seiten der Nutzer zugestimmt werden müssen, würden dann für die Offline-Kunden genauso gelten. Ich könnte mir durchaus vorstellen, eine Art Unkostenbeitrag zahlen zu müssen, wenn jemand die Daten entsprechend eingeben und verwalten muss. Es wäre ein erster Schritt, die Online-Welt mit der Offline-Welt weiter in einer gesunden Weise miteinander zu verknüpfen und für mehr soziale Teilhabe zu sorgen.

Beispielsweise könnte der lokale Fleischer um die Ecke Warenbestellungen per App entgegennehmen und ausliefern oder abholen lassen. Der Buchladen in der Fußgängerzone stellt monatlich einen Lesetipp vor und verkauft selbstverständlich das Buch – Kommentare und Feedback sind dann gerne willkommen. Das örtliche Cafe läßt einen Kuchen des Monats wählen, den es beim Vor-Ort-Verzehr preiswerter gibt. Wie wäre es mit einer lokalen und interaktiven App des örtlichen Einzelhandels oder für eine Gemeinde?

Kooperation mit Senioren- und Sozialverbänden

Sicherlich sind die Lieferanten-Start-ups nicht in Verhandlungen mit Seniorenverbänden, lokalen Sozialleistungsträgern oder bereits existierenden Pflegeanbietern gegangen, um ihre Leistungen dort anzubieten oder vorzustellen. Wie könnten aber gemeinsame Kooperationen aussehen und eventuell Kosten gespart werden. Es wäre zudem eine umwelt- und branchenentlastende Lösung auf diese bereits vorhandenen Infrastrukturen zurückzugreifen.

App für die eigene Pflegeeinrichtung

Stellen Sie sich vor, Ihre Pflegeeinrichtung hat eine eigene interaktive App! Hier ist nicht die Leistungserfassung oder Pflegedokumentation gemeint, sondern individuelle Digitallösungen für Sie, Ihre Mitarbeiter, Kunden und Kooperationspartner! Was sollte Ihre App alles können?

Vielfach werden Informationen für Kunden und Angehörige noch immer in Schriftform als Broschüre oder Rundbrief verschickt. Dies könnte nun per App funktioneren. Ihre Kunden und deren Angehörige, Betreuer und Kooperationspartner erhalten zeitnah wichtige Informationen. Das Drucken entfällt, die Lagerung der ganzen Broschüren ist nicht mehr notwendig und je nach notwendiger Größe kann gezoomt werden. Sie können beispielsweise rechtzeitig zum neuen Quartal darum bitten, die Krankenkassen-Karte einlesen zu lassen, an heißen Tagen auf die Trinkmenge zu achten oder Beratungsangebote zu nutzen. Sie bleiben im guten Kontakt zu Allen mit wenig Aufwand.

Wie könnte die App die Kommunikation zwischen Kunden, Mitarbeitern und Leitung digitalisieren? Sie können Ihren Kunden einen zusätzlichen Mehrwert bieten, indem Sie mit nur einem Knopfdruck per Nachrichten-Messenger oder Sprachbox erreichbar sind. Die Mitarbeiter können direkt Kontakt zu den Patienen und deren Angehörige aufnehmen oder in entsprechenden Versorgungsteams alle Beteiligte auf dem gleichen Informationsstand gebracht werden.

Sie können individuelle An- oder Abwesenheiten oder Jubiläen bekannt machen, regelmäßige Grüße versenden oder eventuelle Änderungen ähnlich wie auf einem schwarzen Brett zur Verfügung stellen. Probieren Sie aus, was sinnvoll und machbar ist. Weniger Zettelwirtschaft, weniger Zeitverlust bei der Informationsweitergabe. Was muss wirklich noch über ihren Tisch? Sicherlich funktioniert die Kommunikation langfristig besser, wenn Sie direkt per Sprach- oder Textnachricht vom Patienten oder Angehörigen kommt und nicht über andere Stellen weitergeleitet wird.

Für die Möglichkeit einer eigenen App gibt es bereits Anbieter, die Ihnen im Baukastenprinzip eine entsprechende App zusammenstellen.

 

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