Sonja Fröse

Fachautorin für Pflege

Nachnutzung von leerstehenden Senioren- und Pflegeheimen

Nachnutzung von leerstehenden Senioren- und Pflegeheimen

Eine Insolvenzwelle rollt über die Senioren- und Pflegeheime in Deutschland. Senioren- und Pflegeheime, aber auch Krankenhäuser müssen deutschlandweit schließen. Die Gründe dafür sind vielzählig:

Während die Seniorenheime schließen und die Gebäude über Monate und sogar Jahre leer stehen (Beispielartikel hier), fehlt gleichzeitig barrierefreier bzw. seniorengerechter Wohnraum. Die Eigentümer der Gebäude sind häufig nicht die Betreiber. Nachnutzungskonzepte gibt es nur selten und die Gebäude stehen nach dem Aus leer. Dabei könnte mit den Immobilien viel Gutes bewegt werden.

Vorschlag 1: Seniorengerechtes Wohnen

Die räumliche Aufteilung eines Pflegeheims entspricht häufig den von 1- bzw. 2-Zimmer-Appartments. Alternativ sind in Altenheimen der ersten Generation große Zimmer zu finden, in denen bisher zwei Senioren*innen lebten. Alle Zimmer sind mit Toilette und Dusche ausgestattet. Nur noch selten teilen sich zwei Zimmer eine Nasszelle.

Senioren sind häufig mit einer überschaubaren Wohnungsgröße glücklicher, als mit einer großen Wohnung voller Barrieren. Downsizing ist das Stichwort, über das ich bereits in einem früheren Blogartikel geschrieben habe.

Größere oder kleinere Umbauten wie den Einbau von Pantryküchen, das Öffnen oder Schließen von Durchgangstüren, der Anbau von Balkonen oder auch Modernisierungsmaßnahmen durch Smart-Living-Systemen bringen die Gebäude auf den aktuellen Stand.

Frühere Funktions-  und Diensträume können als Wäscheräume, Lager- bzw. Kellerersatzräume oder für Hilfsmittel wie Rollstühle und Scooter genutzt werden. Gemeinschaftsräume können für die Gemeinschaft erhalten bleiben. Wie wäre es mit einem Sport- und Freizeitraum oder für gemeinsame Feiern?

Seniorenheime sind häufig an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Das gibt den zukünftigen Mietern die notwendige Mobilität und Selbständigkeit. Ein Portier- bzw. Congierge-Dienst kümmert sich um Post- und Pakete sowie die Organisation von Wohnungsangelegenheiten. So bleiben auch einige Arbeitsplätze erhalten oder werden neugeschaffen.

Die vorhandenen Notrufanlagen können abgeschaltet werden, denn moderne Hausnotrufdienste nutzen Simkarten und GPS-Daten. So können die Mieter selbst den Anbieter bestimmen.

Managen und Organisieren könnten das Ganze Wohnungsgenossenschaften, Vereine und Betreiber von sozialen Einrichtungen. Vielleicht findet sich in Zukunft diesbezüglich sogar ein Start-up, das Sozialmanager vermittelt. Wer weiß?

Vorschlag 2: Gemeinschafts- oder Mehrgenerationenhaus

Nicht nur Senioren benötigen passenden Wohnraum, sondern auch junge Familien, Studenten, Auszubildende oder behinderte Menschen.

Städte und Gemeinden haben die Aufgaben bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wie bekannt ist, ist dies allein durch den Wohnungsneubau nicht zu schaffen. Deshalb sollten sich die Gemeinde- und Städteverantwortlichen rasch um die öffentliche Nachnutzung dieser Immobilien bemühen.

So kann eine Gentrifizierung entgegen gewirkt werden und durch gutes Quartiersmanagement nicht nur die Immobilie selbst, sondern das ganze Viertel davon profitieren. Die Gemeinschaftsräume können teilweise öffentlich genutzt werden, für kulturelle Veranstaltungen oder ein öffentliche Gastronomie. Gleiches gilt ggf. für die Gartenanlage.

 

Vorschlag 3: Pflegehotel

In einer alternden Gesellschaft ist der Bedarf an Infrastruktur für Menschen mit altersentsprechenden Einschränkungen vorhanden. Pflegehotels bedienen einen Markt, der bisher in der Tourismus- und Hotelbranche noch nicht gänzlich angekommen ist. Sogenannte Adult-only Hotels machen es bereits vor: Nicht jeder möchte seinen Urlaub mit anderen Generationen verbringen. Diese Hotels sind aber nicht auf Senioren und hochbetagte Menschen spezialisiert.

Ein Pflegehotel bietet Menschen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen die Möglichkeit Urlaub und Pflege zu verbinden. Neben der barrierefreien Ausstattung sind auch einfache Wege und gut erkennbare Beschilderungen wichtig.

Annehmlichkeiten wie ein Schwimmbad, im besten Fall mit einer Aufsichtsperson, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und geplante Aktivitäten ergänzen den Hotelbetrieb.

Das Pflegehotel in Bad Peterstal muss Konkurrenz nicht fürchten, da die reizvolle Umgebung ein Alleinstellungsmerkmal ist und das Kundenklientel vorhanden.

 

Fazit

In jedem Ende steckt ein neuer Anfang. Städte und Gemeinden, Wohnungsgenossenschaften,  Eigentümerverbände und Investoren sollten die Chance ergreifen und die vorhandenen Strukturen nutzen, um den Wohnungsmarkt gerade für die Senioren (nicht zuletzt auch die eigenen Eltern und Großeltern) attraktiver und zeitgemäßer zu machen.

Zahlreiche Modellprojekte in der Vergangenheit zeigen die positiven Nebeneffekten von gemeinschaftlichem Leben und Wohnen auf: Einsamkeit und Isolation wird vermieden, Wohlbefinden und Gesundheit steigen.

 

Welche Vorschläge haben Sie für frei werdende Senioren- und Pflegeimmobilien? Schreiben Sie mir gerne in die Kommentare.

Bild von F. Muhammad auf Pixabay

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