Sonja Fröse

Fachautorin für Pflege

Die Gruppe der an der Versorgung Beteiligten

Die Gruppe der an der Versorgung Beteiligten

Als "Pflegende Angehörige" sehen sich nicht alle, die an der Pflege und Versorgung von Senioren, Nachbarn, Menschen mit Behinderungen, Pflegebedürftigen usw. beteiligt sind. Tatsächlich gehören allerdings jede Menge Menschen in die Versorgergruppe, ggf. auch der/die Bäckereifachverkäufer*in oder andere Dienstleister.

Denn für eine vollumfängliche Versorgung, Pflege und Betreuung braucht es ein breites Spektrum an Kompetenzen, Köpfen und Händen. Der eine hat ein Auto und kann Fahrten übernehmen, die nächste kennt sich mit den alten Liedern aus, um gemeinsam zu singen und eine weitere Person hat den grünen Daumen und kümmert sich um die Pflanzen innerhalb und außerhalb des Zuhauses. Ein bißchen Herz und Menschlichkeit wäre auch nicht verkehrt.

Überlegen Sie bitte einmal, wie ihr perfekter Tag aussieht? Wer ist da bei Ihnen, um den Tag perfekt zu machen? Was würden Sie am perfekten Tag machen? Vielleicht eine Massage genießen oder zum Strand gehen? Wandern, shoppen, Museums- und Theaterbesuch, in einem wohlduftenden frisch bezogenen Bett schlafen, lecker Essen gehen, und, und, und.

Und wer ist daran beteiligt? Der/ Die Verkäufer*in im Geschäft, die Mitarbeiter*innen im Museum, der/die Strandwächterin, die Massagefachkraft, die Angestellten einer Wäscherei, das Restaurantpersonal und so weiter. Sie sehen, worauf ich hinaus möchte? So ähnlich ist es in Pflegesituationen auch – für bestimmte Tätigkeiten benötigt es bestimmte Personen und jede*r hat seine/ihre Aufgaben, damit die Versorgung bestmöglich funktioniert.

„Viele Köche verderben den Brei.“ werden Sie nun sagen und Sie haben vermutlich recht. Wenn die Köche kein eingespieltes Team sind, kann schnell einiges schief gehen. Umso wichtiger, dass die beteiligten Personen mit einander kommunizieren und sich ihrer Aufgaben bewusst sind. Durch niedrigschwellige Pflegeberatung und betriebliche Pflegelotsen (siehe auch den verlinkten Artikel dazu) können sich alle ihren täglichen Aufgaben mehr bewusst sein.

So ist der tägliche Plausch mit dem/ der Kassierer*in einerseits ein sozialer Austausch, gleichzeitig werden durch das Abzählen von Bargeld die Fingerfeinmotorik gefördert und auch die Unterschrift bei Kartenzahlung fördert die Schreibfähigkeit. Sollte dies nicht mehr gehen, wäre der Hinweis mit der Bank kontakt aufzunehmen, um ggf. eine Bankvollmacht für Vertraute ausstellen zu lassen sinnvoll.

Spätestens hier, wenn nicht sogar schon vorzeitig kommen die Mitarbeiter*innen von Banken und Sparkassen in die Versorgungsstruktur. Hohe Bargeldabhebungen, ausstehende Rechnungsbegleichung aber auch ein deutlich sichtbarer Gewichtsverlust oder Mobilitätsveränderungen sollte Bankmitarbeiter*innen zu einem persönlichen Gespräch mit ihren Kunden ermuntern. Kommen die Kunden mit der Rechnungszahlung zurecht? Ist ein sicherer Weg zwischen Zuhause und der Bank möglich? Ist der Einkauf sichergestellt? Braucht es Begleitung? Gibt es Angehörige, die ggf. online Bankgeschäfte erledigen können?

Dies sind nur einige wenige Beispiele, wie Menschen, die nicht der direkten Pflege dennoch einen Einfluss auf die Versorgungsstruktur haben. Weitere wichtige Personen sind Fahrer*innen des öffentlichen Nahverkehrs und von öffentlichen oder privaten Fuhrunternehmen. Es ist ein Segen, wenn Taxifahrer*innen einen sicheren Umgang mit Rollatoren und Rollstühlen haben und wissen, wie diese einfach im Kofferraum zu verstauen sind nachdem die Gäste die Hilfsmittel noch zum einsteigen genutzt haben oder durch die Hilfe des Fahrers/ der Fahrerin sicher (und angeschnallt) auf ihrem Sitz gelangt sind.

Große Unterstützung in einer Versorgungssituation sind Mitarbeiter*innen in der Apotheke, die einen Sitzplatz oder ein Getränk anbieten (gerne auch den Mitarbeiter*innen eines Pflegedienstes), eine nachvollziehbare Beratung zu den Wirkungen und Nebenwirkungen der einzunehmenden Medikamente geben, auf einen vorhandenen und aktuellen Medikamentenplan achten und die Sammlung der Belege für die Zuzahlungsbefreiung übernehmen.

Es gäbe noch zu zahlreichen weiteren an der Versorgung Beteiligter etwas zu berichten, was in Zukunft hier auf diesem Pflegeblog erfolgen wird. Daher hier nur eine Auflistung möglicher Personengruppen: Nachbarn, Vereinsmitglieder, Postbot*in, Sanitätshausangestellte, Therapeuten (Ergo-, Logo und Physiotherapie), Stoma-Fachpersonal, Tagespflege, Reinigungsdienst, Mittagsmenülieferant, Rechtsbetreuer*in, Sozialarbeiter*in, Einzelfallhelfer*in, Familienhelfer*in, Hausnotruf-Anbieter, Arbeitgeber/ Werkstatt/ Schule, Besuchsdienst, religiöser/spiritueller Beistand;

 

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