Sonja Fröse

Fachautorin für Pflege

Das praktische und gemütliche Seniorenzimmer

Egal ob in der Senioren-WG, im Betreuten Wohnen, zu Hause oder in der stationären Versorgung –der bisherige Wohn- und Lebensbereich reduziert sich häufig im Laufe des Lebens. Seniorengerechte Apartments oder Wohngemeinschaften für Menschen mit Pflegebedarf oder eben das eigene Zimmer innerhalb der stationären Pflege sind lediglich ein Raum, ggf. mit separater Schlaf- und Küchennische und einem Badezimmer.

In der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus nur noch einen Raum zu nutzen ist häufig dann der Fall, wenn Treppen zu einem unüberwindlichen Hindernis werden oder sich die Mobilität aus anderen Gründen (Herz- und Lungenerkrankungen, allgemeine Schwäche, Sehminderung usw.) deutlich reduziert.

Leider ist dies manchmal auch aufgrund von wirtschaftlichen Notlagen der Fall – es werden dann nur noch Teile der Immobilie genutzt, um die Unterhaltskosten zu reduzieren.

Multifunktionsraum für Senioren

Bei der Reduzierung auf einen Multifunktionsraum sollten die jeweiligen Aufgaben des Wohn-, Aufenthalts- und Schlafraumes der Person in die individuelle Gestaltung einfließen. Häufig ist das aber nicht der Fall. Es werden vielleicht nach und nach einzelne notwendige Gegenstände in Reichweite gestellt und entsprechend unnötige Gegenstände entfernt.

In dem gemeinsam mit Frau Margit Krüger veröffentlichen Senioren-Sachbuch „Zu Hause statt Pflegeheim“ (Singliesel Verlag, 2020) habe ich bereits ausführlich über dieses Thema geschrieben und möchte in diesem Blogartikel einen Fokus auf die Gestaltung und Einrichtung eines seniorengerechten Multifunktionszimmers legen. Dies sollte gerade auch für das Leben im Seniorenheim gelten, wenn die stationäre Versorgung zum Zuhause wird.

Alltagserleichterung durch Wohnraumgestaltung

Gleich vorneweg: Die tägliche Versorgung kann durch einfache technische und gestalterische Mittel deutlich erleichtert werden. Mit den entsprechenden Umsetzungen wird die Autonomie erhalten oder gefördert. Deshalb sollte die Ausstattung und Gestaltung des Seniorenzimmers einen höheren Stellenwert einnehmen, als es bisher der Fall ist. Dies könnte in Zukunft für Pflegeberater*innen, Wohneinrichter und Sanitätshäuser ein neues Aufgabengebiet werden bzw. sogar einen neuen Berufszweig etablieren.

Generell gilt, dass die Höhe des Bettes, der Sitzmöglichkeiten und des Tisches der Körpergröße und der Mobilität angepasst sein sollen. Entweder ist eine Erleichterung durch Erhöhung erreichbar (Sitzkissen, höhenverstellbare Möbelbeine) oder durch Erniedrigung (z. B. Niederflurbett). Rollstuhlnutzer*innen müssen mit dem Rollstuhl den Tisch unterfahren können.

Die meisten Pflegeeinrichtungen und Wohnformen bieten an, eigene Möbel und Einrichtungsgegenstände mitzubringen. Vor dem Umzug sollte überlegt werden, ob einzelne Objekte durch seniorengerechte und zeitgemäßere Gegenstücke ersetzt werden sollen. Das könnte beispielsweise ein Schrank mit leicht zu öffnenden und platzsparenden Schiebetüren statt schweren Flügeltüren sein oder ein elektrisch verstellbarer Ruhesessel.

Ein seniorengerechtes Multifunktionszimmer kann sich gerne an gehobene Hotelzimmer orientieren, z. B. durch Bereitstellung eines Kühlschranks, eines Wasserkochers oder einer Kaffeemaschine. Ein Handtuchwärmer im Badezimmer, ggf. eine zusätzliche Wärmequelle, einen beleuchteten Spiegel, ggf. mit Vergrößerungsspiegel sowie ausreichende Ablagemöglichkeiten für die täglich benötigten Pflegeutensilien.

Elektrische Fernbedienungen können ähnlich wie eine Zeitschaltuhr für Entlastung und Komfort sorgen. Beispielsweise sind kleine Bedienknöpfe bei Einschränkungen der Feinmotorik, Gefühlsstörungen oder aufgrund von Gelenkveränderungen sonst nicht oder nur eingeschränkt bedienbar – schaltet man eine Fernbedienung dazwischen, besteht hier die Wahl zwischen verschiedenen Bedienknöpfen.

Für schwere Vorhänge gibt es elektrische Bedienhilfen: Ein Motorelement wird mit dem Vorhang verbunden und an die Vorhangstange angebracht, so gelingt das Öffnen und Schließen der Vorhänge auf Knopfdruck.

Zimmerpflanzen sorgen meist für ein besseres Raumklima und sind eine Möglichkeit, sich um etwas zu kümmern. Ein Strauß frischer Blumen bringt häufig Farbe und positiver Stimmung in den Raum.

Nicht nur zur Weihnachtszeit sind LED-Kerzen ein Wohnaccessoire mit Wohlfühl-Charakter und deutlich sicherer als echte Kerzen.

Am Ende dieses Blogbeitrags finden Sie eine Zusammenfassung in Form einer Checkliste mit entsprechenden Hinweisen für die Gestaltung eines multifunktionellen Senioren-Zimmers. 

Downsizing (Verkleinerung) – warum und wie

Das Leben auf nur wenige Quadratmeter zu reduzieren ist für Manche sehr schwer. Im Laufe eines Lebens sammeln sich zahlreiche Gegenstände an, die mit Erinnerungen verknüpft sind. Gerade im Zusammenhang mit einem Umzug muss man dann die Entscheidung treffen, welche Gegenstände aufgehoben werden und welche nicht. Aber auch, wenn man sich innerhalb seiner vertrauten Umgebung verkleinert, entscheidet man, welche Dinge in unmittelbarer Umgebung verbleiben und welche nicht.

Die Reduzierung auf nur ein Wohn-, Schlaf- und Aufenthaltszimmer kann vorteilhaft sein, in dem somit Platz für eine im Haushalt lebende Pflegeperson (live-in Pflege, 24-Stunden-Pflege) geschaffen wird oder um die Selbständigkeit innerhalb eines begrenzten Mobilitätsradius zu erhalten.

Praktisch wäre es, wenn Familienmitglieder oder gute Freunde und Bekannte einiges an Möbeln und Erinnerungsstücken übernehmen. So fällt der Abschied meist leichter. Auch einige Stücke zu spenden, kann die Trennung leichter machen. Vielleicht möchte man jedoch auch einzelne Exemplare verkaufen – das wäre nun eine gute Zeit dafür.

Zeit für Digitalisierung

Wer zahlreiche Aktenordner, Fotoalben, Zeitschriftenabonements und ähnliches besitzt, sollte Papiere und Bilder digitalisieren. So kann viel Platz gespart werden und die Erinnerungen sind zeitgleich archiviert bzw. bereit für die Zukunft. Seniorengeeignete Tablets und Smartphones ermöglichen den Zugang zu den digitalen Erinnerungen. Digitale Bilderrahmen sind in vielen Größen erhältlich und so braucht es beispielsweise keine Vergrößerung von Fotos und auch keinen Internet-Zugang oder viel technisches Verständnis.

Mit Internet-Anschlus, der obligatorisch sein sollte, kann zukünftig die Zeitung auf dem Tablet gelesen werden. Nur ein Klick und der Artikel wird sogar vorgelesen. Das Tablet ist zudem für Videocalls mit der Familie nutzbar, für Gedächtnistrainingsübungen oder das morgendliche Fitnessprogramm.

Ebenso hilfreich sind die sogenannten Smartspeaker, die auch im Seniorenheim einsetzbar sind. So kann man sich die Uhrzeit und das Wetter ansagen lassen, das Licht einstellen, Musik auswählen und die Lautstärke kontrollieren, sowie Anrufe tätigen.

Notwendige Ausstattungsmerkmale des Senioren-Zimmers

Für Senioren gibt es Seniorenmöbel, nur ist dies noch gar nicht so bekannt. Spezielle Betten, ähnlich den Pflegebetten mit elektrisch beweglichen Bettgestellen erleichtern das Aufstehen und Zu-Bett-Gehen oder das Sitzen im Bett. Wer häufig und gerne im Bett liest oder krankheitsbedingt häufiger seine Zeit im Bett verbringen muss, wird über die Funktionen dankbar sein. Essen und trinken im Bett ist im liegen wirklich schwer umsetzbar.

Kleiderschränke mit Beleuchtung und leicht verschiebbaren Schiebetüren sowie einer praktischen Inneneinteilung sorgen für Übersicht und sind auch gut mit einer Gehhilfe zu erreichen. Türen, die nach außen zu öffnen sind, sind da eher unpraktisch.

Ein Tisch und mind. zwei Stühle oder Sessel braucht es für Beschäftigungen wie Rätseln, Lesen, Puzzeln, aber auch fürs Essen einnehmen oder wenn Besuch kommt. Auf dem Tisch sollte nicht all zu viel gelagert werden, sonst muss man immer hin und her räumen. Hilfreich sind da Ablagekörbchen oder -boxen, in denen Dinge verstaut werden können.

Ein gemütlicher Fernseh- oder Ruhesessel ist für viele Gold wert. Am Nachmittag oder am Abend die Beine hochlagern zu können, ist zudem deutlich entlastend für alle, die an Venenschwächen leiden. Dadurch verbessert sich dann zumindest kurzfristig die Gehfähigkeit. Und wer davon nicht betroffen ist, findet es meist einfach bequem. Ein flauschiges Kissen und eine Decke sorgen für eine angenehme Wärme, da Senioren häufig ein anderes Wärmeempfinden haben.

Fokus aufs Licht

Senioren brauchen mehr Licht und Helligkeit als jüngere Menschen![1] Bereits ab dem 40. Lebensjahr lässt die Sehkraft altersbedingt nach. Einige Augenerkrankungen treten im Seniorenalter auf und machen sich schleichend bemerkbar. Licht ist für zahlreiche Prozesse im Körper wichtig, wie z. B. die kognitive Leistungsfähigkeit, den Schlaf-Wachrhythmus oder der Umwandlung von Vitamin D.

Sicher kennen Sie das auch: An einem trüben Tage mit wenig Tageslicht täuscht die innere Uhr. Man fühlt sich müder oder denkt es sei schon viel später. Lesen oder andere Aktivitäten sind mit geeignetem Licht weniger anstrengend.

Installieren Sie deshalb neben dem Deckenlicht noch weitere Lichtquellen an – entweder als gezielte Lichtquelle für Aktivitäten oder für die Atmosphäre. Zudem bedarf es im Alter häufig einer helleren Ausleuchtung als in jungen Jahren. Die Lichtquellen sollen einfach zu steuern sein. Entweder bei Berührung oder mit der digitalen Sprachsteuerung.

 

[1] https://www.natur-nah.de/wissen/senioren-brauchen-vollspektrumlicht/

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